Anne Thiel: „Die dialogische Arbeit weitet den Blick und schenkt Sicherheit!“

Anne Thiel: „Die dialogische Arbeit weitet den Blick und schenkt Sicherheit!“

Als Referentin für Fortbildungen im Kita-Bereich wurde ich 2012 von Kollegen auf das Programm aufmerksam gemacht. Direkt fühlte ich mich von den Inhalten und der zeitlichen Intensität, mit der die Themen bearbeitet werden sollten, angesprochen. Da ich mich viel und gerne mit dem Thema Kommunikation auseinandersetze und bereits verschiedene Weiterbildungen (Systemisches Coaching, Neuro-Linguistisches Programmieren) dazu besucht habe, freute ich mich auf eine Veranstaltung, die auf das pädagogische Tätigkeitsfeld zugeschnitten war. Ich sah darin eine optimale Ergänzung.

Schnell wurde ich darin bestätigt. Der Empfang war herzlich, alle Kolleginnen waren sehr offen und es kam von Beginn an ein reger Austausch zustande. Dabei zeigte sich schnell, dass viele an den gleichen Themen arbeiteten: Wie kann ich Eltern erreichen? Wie kann ich Eltern beraten ohne zu kritisieren, und wie kann ich in meiner Rolle als Fachkraft noch sicherer werden? Auch die beiden Referentinnen kamen aus dem pädagogischen Bereich und konnten die Themen entsprechend gut aufbereiten. In einem Mix aus vorbereiteten Inhalten und den Themen, die sich aus der Zusammenarbeit ergaben, führten uns die Referentinnen durch das Programm. Der Dialog diente dabei als Grundlage zur Auseinandersetzung. So setzen wir uns in der Großgruppe mit Themen wie Konflikte mit Eltern auseinander, wobei nicht nur die Thematik an sich neue Sichtweisen herbeiführte. Die Arbeit im Dialog ist geprägt von Grundsätzen, wie: Wahrnehmungen dürfen einfach im Raum stehen bleiben, ich muss niemanden von meiner Sichtweise überzeugen und unterschiedliche Meinungen werden als Reichtum für neue Sichtweisen empfunden. Diese neue Art des Austauschs war so bereichernd für mich, dass bisherige Konflikte in einem vollkommen neuen Licht erschienen. Der Dialog schenkt Sicherheit, er erleichtert, er führt zusammen – diese Art der Kommunikation hat meine Arbeit und meine Haltung Menschen gegenüber weitreichend verändert und erleichtert.

Heute arbeite ich anders als vor der Weiterqualifizierung zur Elternbegleiterin: Ich bereite fachliche Inhalte soweit vor, dass sie Flexibilität ermöglichen für die Anliegen meiner Teilnehmer*innen. Themen, die im Laufe der Veranstaltung immer wiederkehren, werden bearbeitet. Ich genieße die Atmosphäre auf Augenhöhe und merke, wie sehr die Teilnehmenden es genießen, nicht belehrt zu werden, sondern mit ihren Themen im Fokus der Veranstaltung zu stehen. Heute ist das größte Kompliment für mich, dass Teilnehmer*innen sagen: „Alle Fragen, die ich heute Morgen noch hatte, wurden beantwortet.“ Durch den Austausch der Eltern untereinander findet eine erfolgreiche Vernetzung statt, die über meine Veranstaltung hinausgeht. Der Dialog schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit, in der Eltern feststellen, dass sie vielfach die gleichen Nöte und Sorgen haben und, dass es immer mindestens einen gibt, der sie schon mal gelöst hat. Ich nutze den Dialog darüber hinaus für die Arbeit mit Kindern. So habe ich, angereichert durch den Dialog, im letzten Jahr ein Fachbuch veröffentlicht, in dem ich viele Aspekte für die Arbeit mit Kindern aufbereitet habe.

Beruflich war die Weiterqualifizierung eine vielfältige Bereicherung, ich würde sie in dieser Form sofort weiterempfehlen! Der Austausch mit den Kolleginnen, der zeitliche Versatz, indem besprochene Inhalte ausprobiert werden konnten und die Freude an der intensiven thematischen Auseinandersetzung waren für mich sehr bereichernd. Es hat mir geholfen mich in einer neuen Rolle wahrzunehmen und eine neue Haltung meinem Gegenüber einzunehmen. Es findet eine intensive, zu jeder Minute freiwilligen, Auseinandersetzung mit der eigenen Person statt.

Die dialogische Arbeit weitet den Blick und schenkt Sicherheit!