Kompetenzen der Eltern nutzen.Fortbildungskurs zur „Fachkraft der Familienbildung“ abgeschlossen

Kompetenzen der Eltern nutzen.

Fortbildungskurs zur „Fachkraft der Familienbildung“ abgeschlossen

Bamberg (ku) – Wie geschieht Bildung in der Familie? Welche Bildungsressourcen haben die Eltern? Wie können sie behiflich sein, dass sich Eltern vernetzen? Welche Aufgaben ergeben sich für jede Einzelne als Elternbegleiter? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt einer Weiterbildung von haupt- und nebenamtlichen Pädagogen zur “Fachkraft der Familienbildung”, die jetzt mit einer Veranstaltung im Bildungshaus St. Otto in Bamberg ihren Abschluss fand. Mit “Elternchance ist Kinderchance” war die Fortbildung, die vom Bundesfamilieninisterium gefördert wurde, überschrieben.

Faire Chancen für Kinder sind eng mit der frühen Förderung durch die Eltern verknüpft. Ziel des Bundesprogramms “Elternchance ist Kinderchance – Elternbegleitung der Bildungsverläufe der Kinder” ist es, Eltern stärker in die frühe Förderung ihrer Kinder einzubeziehen.

4000 Fachkräfte der Familienbildung werden deshalb zu Elternbegleiterinnen und Elternbegleitern qualifiziert. Sie sollen Familien mit fachkundigem Rat zur Bildung und Entwicklung ihrer Kinder beiseite stehen. Und sie können es Eltern künftig leichter machen, Bildungszugänge in ihrem Familienalltag zu finden. Der Vorteil: Die Familienbildung liegt nah bei den Eltern und oft direkt vor der Haustür, neben Kita und Schule.

“Es gibt viele Möglichkeiten und Chancen zur Zusammenarbeit zwischen Pädagogen und Eltern”, betont Brigitte Kappel von der Kindertagesstätte Park 3 in Coburg, die auch zu den 12 Teilnehmerinnen der Fortbildung gehörte. Sie selbst empfand den Kurs als sehr gut, möchte ihn nicht missen, da er ihr für ihre tägliche Arbeit zahlreiche Anregungen gab. Nicht zuletzt auch durch die Facharbeit, die jede Kursteilnehmerin zu einem selbstgewählten Thema verfassen musste.

“Da es bei uns Bestrebungen gibt, die Räume umzustrukturieren, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, habe ich dieses Thema für meine Facharbeit ausgewählt”, so Kappel im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. Und sie nutzte die Chance, darüber mit den Eltern bei einem Workshoptag ins Gespräch zu kommen und ihre Ideen zu dieser Thematik zu erfahren.

Ihre Kollegin Christine Fischer von der Kindertagesstätte “Farbenfroh” der Pfarrei St. Marien in Coburg wählte das Thema “Väter im Kindergarten”, in weiteren Facharbeiten wurden Interviews mit türkischen Familien zur Bildung ihrer Kinder geführt, wurde zusammen mit Eltern eine Bücherei in der Kindertagesstätte installiert, ging es um die Achtsamkeit von Müttern im Umgang mit sich sich selbst oder auch um die Sprachbildung bei Kindern.
“Es ist einfach ein anderes Arbeiten, wenn man eine Erziehungspartnerschaft mit den Eltern lebt”, sagt Brigitte Kappel. So könne ein größeres Vertrauen aufgebaut werden, gebe es eine größere Zufriedenheit, “weil jeder die Chance hat, seine Ideen einzubringen”. Kappel: “Und warum sollen wir denn nicht die Kompetenzen der Eltern nutzen? Damit haben wir Erzieher wiederum Zeit für andere wichtige Tätigkeiten, die dann den Kindern zugute kommen.” Und sie macht deutlich, dass es nicht nur darum gehen dürfe, eventuelle Schwächen der Eltern zu sehen. “Mit einer aktiven Elternarbeit können wir Beratung zur  Stärkung anbieten.” Mögliche Aktivitäten könnten sein: Förderung der Elternkompetenz, Eltern bei anstehenden Entscheidungen wie der Schulwahl begleiten, Fähigkeiten von Kindern einschätzen und nach Bedarf Familien an andere Dienste vermitteln, innovative Familienbildung etablieren, die Zusammenarbeit verbessern und Netzwerke einrichten.

Nach der Fortbildung fühlt sich Brigitte Kappel trotz ihrer langjährigen Erfahrung als Erzieherin und Kindertagesstättenleiterin sicherer im Umgang mit den Eltern. “Ich gehe jetzt offener auf sie zu.”

Erschienen im “Heinrichsblatt”, Ausgabe 31 vom 04.08.2013, S. 30
Autor: Andreas Kuschbert